Suchmaschinen-optimierung (SEO) verfolgt den Zweck, einer Webseite bei den Suchmaschinen ein besseres Ranking und dadurch mehr Besucher zu verschaffen. Seit Google sogenannte Penalties eingeführt hat um Webseiten, welche offensichtlich unnatürlich (stark) suchmaschinenoptimiert wurden, indem beispielsweise die Inhalte mit Keywords vollgestopft wurden oder in kurzer Zeit verhältnismässig sehr viele, zu stark optimierte Backlinks erhalten haben, zu bestrafen, besteht die Möglichkeit, Webseiten unliebsamer Konkurrenten (von aussen) absichtlich derart stark zu suchmaschinenoptimieren, damit Google diese mittels eines schlechteren Ranking bestraft oder in Extremfällen gar komplett aus dem Index entfernt. Diese Praxis wird Negative SEO genannt.
Am häufigsten, weil am einfachsten, wird Negative SEO wohl mittels offensichtlich künstlichem Linkaufbau betrieben. Mit geeigneter Software ist es recht einfach, Tausende künstlich wirkender Einträge auf Firmenverzeichnissen und Blogs mit Backlinks, die auf die zu schadende Webseite verweisen, erstellen zu lassen. Das können beispielsweise sich x-fach wiederholende, allgemeine Kommentare sein. Ein grosser Teil solcher Kommentare wird von Blogbetreibern nach wie vor aktiviert und damit veröffentlicht. Dabei entstehen in kurzer Zeit sehr viele Einträge mit Backlinks, welche auch noch denselben Inhalt haben (duplicate content); zwei Kriterien, welche bei Google die Alarmglocken klingeln lassen werden. Da bereits unzählige Webseiten von dieser Art Negative SEO betroffen sind, ist das keine Fantasie mehr sondern inzwischen eine reale Bedrohung.
Ein Schutz gegen derartigen ungewollten und übertriebenen künstlichen Linkaufbau ist möglich aber aufwendig. Zum einen sollte regelmässig das aktuelle Ranking aller wichtigen Keywords für die eigene Webseite überwacht werden. Eine deutlich negative Entwicklung des Rankings könnte ein Hinweis auf Negative SEO sein. Parallel dazu ist es wichtig, die Google Webmaster Tools zu aktivieren, denn Google kommuniziert über diese und wird bei Verdacht auf künstlichen Linkaufbau oder andere unnatürliche Suchmaschinenoptimierungsmassnahmen eventuell eine Nachricht/Warnung senden. Diese Nachrichten erfolgen nur, wenn sie von Google manuell ausgelöst werden. Sie sind somit nicht zwingend. Denn es kann auch einfach sein, dass der Google Algorithmus (Penguin UpDate) die künstlichen Backlinks erkennt und das Ranking der Seite automatisch zurückstuft – dies wäre dann nur über das Ranking sichtbar. Deshalb ist es wichtig, das Ranking laufend zu überwachen. Ein zeitlicher Abgleich von Ranking-Zurückstufungen mit dem Release von Google UpDates kann weitere Aufschlüsse über die Ursachen vermitteln.
Wird ein deutlicher Rankingverlust festgestellt oder geht von Google eine Meldung wegen künstlichem Linkaufbau ein, ist es meist angezeigt, mittels Link Audit die Backlinkstruktur der Webseite zu überprüfen. Dabei werden die Links, welche auf die eigene Webseite verweisen (Backlinks) überprüft. Das Vorhandensein vieler unnatürlicher Backlinks fällt bei dieser Analyse auf. Präventiv kann ein Link Audit natürlich regelmässig durchgeführt werden. Dadurch werden viele neue, in kurzer Zeit erstellte Backlinks noch deutlich schneller sichtbar und ein Google Penalty kann möglicherweise ganz vermieden werden. So oder so ist es nötig, die künstlichen Backlinks von den Plattformbetreibern umgehend löschen zu lassen. Falls dies nicht möglich ist, lassen sie sich alternativ mit dem Google Disavow-Tool aberkennen und verlieren dadurch ihre schädliche Wirkung.
Absichtlich herbeigeführter künstlichen Linkaufbau zu bekämpfen ist zweifellos aufwendig. Leider gibt es noch schlimmere Varianten von Negative SEO. Google achtet seit geraumer Zeit auch auf das Benutzerverhalten und lässt dieses in das Ranking von Webseiten einfliessen (Bounce Rate). Sucht man beispielsweise nach „Hotel in Zürich“, klickt auf das erste Suchergebniss, verlässt aber diese Seite sofort wieder um auf die Google Seite zurückzukehren und dann auf das zweite Suchresultat zu klicken, dann registriert Google dieses Verhalten und bestraft die Seite, die nur ganz kurz angeklickt wurde mit einem Malus. Bleibt der Besucher dann relativ lange auf der zweiten Seite hängen, geht Google davon aus, dass er gefunden hat, wonach er gesucht hat und belohnt die zweite Seite mit einem Bonus. Natürlich reicht ein einzelner Klick nicht aus, um das Ranking nachhaltig zu verändern. Automatisierte Software kann dies jedoch unzählige Male wiederholen und sich dabei bei Google jedes Mal als unterschiedlicher Nutzer sogar aus verschiedenen Ländern ausgeben – dieses Vorgehen kann dann auch das Ranking von Suchbegriffen mit hohem Suchvolumen beeinflussen. Herausfinden lassen sich solche Praktiken, wenn überhaupt nur sehr schwer mittels Serverprotokollen und Zugriffsstatistiken der eigenen Webseite.
Eine weitere Spielart von Negative SEO ist das Hacken von Webseiten. Inzwischen läuft ein grosser Teil von Webseiten auf Content Management Systemen (CMS), welche weit verbreitet sind und nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Diese haben oft Sicherheitslücken, welche Hacker problemlos ausnutzen können um diese Systeme zu manipulieren. Dabei wird die infiltrierte Seite nicht einfach lahmgelegt oder offensichtlich gehackt, sondern es werden bewusst solche Manipulationen vorgenommen, damit die Seite gegen offensichtliche Google Richtlinien verstösst. Beim gewöhnlichen Betrachten der Webseite fallen diese Manipulationen nicht auf, da sie sich im Quellcode der Webseite verstecken und nur auffallen, wenn dieser genau überprüft wird. Als Massnahme dagegen ist es empfehlenswert, das CMS immer auf einem aktuellen Stand zu halten, damit Sicherheitslücken möglichst ausgeschlossen werden können.
Da Google Duplicate Content nicht mag und Webseiten, welche gegen diese Regel verstossen, mit Nachteilen rechnen müssen, funktioniert Negative SEO auch, indem Inhalt Ihrer Webseite auf unzähligen andern Webseiten unverändert verbreitet wird. Dies kann insbesondere sehr gefährlich sein, wenn die eigene Webseite von Google nicht so häufig gecrawlt wird, wie die Webseiten mit dem kopierten Inhalt. Denn dann betrachtet Google vermutlich eine der Kopien als Original und den Inhalt auf Ihrer eigenen Webseite als Kopie!
Als Abhilfe kann es sich lohnen, neuen Inhalt auf verschiedenen andern von Google oft besuchten Seiten (z. B. Google+) zu verlinken um damit Google darauf aufmerksam zu machen. Zur Kontrolle, ob Duplicate Content Ihrer eigenen Webseite vorhanden ist, dient beispielsweise das kostenlose Copyscape Tool.
Um Ihrer eigenen Webseite zu schaden, kann es durchaus sein, dass jemand in Ihrem Namen, Mails an Webseitenbetreiber schreibt, welche die wertvollen Backlinks für Ihre eigene Webseite verwalten und darum bittet, diese Backlinks zu entfernen. Dadurch verlieren Sie diese Backlinks für Ihre eigene Webseite und das Ranking sinkt.
Um dem vorzubeugen lohnt sich eine regelmässige Überwachung der wertvollsten Backlinks. Falls ein Teil davon plötzlich ohne Grund verschwindet, sind sie gewarnt und können mit den entsprechenden Webmastern selber in Kontakt treten.
Wie oben bereits erwähnt, können Webseiten von Google bestraft werden. Wenn nun eine solche abgestrafte Webseite per 301-ReDirect (permanente Weiterleitung) auf Ihre eigene Webseite weitergeleitet wird, wird der Google Penalty vererbt und Ihre eigene Webseite kann darunter leiden.
Diese Praktik lässt sich zum einen ansatzweise über die Herkunft der Besucher in Google Analytics prüfen. Zum andern können die Backlinks analysiert werden und dann dadurch indirekt auf die Weiterleitungen geschlossen werden.
Wenn Sie feststellen, dass Ihre Webseite relativ langsam reagiert, kann dies ebenfalls ein Angriff zum Zweck negativer SEO sein. Denn die Geschwindigkeit einer Webseite ist für Google ein Ranking-Faktor. Mittels vollautomatischer Software können Teile Ihrer Webseite laufend abgerufen und dadurch ausgebremst werden.
Zur Analyse dienen die Serverprotokolle. Als Abwehr kann versucht werden, den Angreifer zu identifizieren, was jedoch meist sehr schwierig sein dürfte. Oft bleibt nichts anderes übrig, als auf schnellere Webserver und Verbindungen aufzurüsten um den Angriff dadurch auszuhebeln.
Als kleiner Trost zum Abschluss möchte ich festhalten, dass auch Google Kenntnis von Negative SEO hat. Da alleine Google festlegt, welche Kriterien einen Einfluss auf das Ranking haben und somit sowohl die Ziele für SEO wie auch für Negative SEO bieten und Google allfällige von Negative SEO betrogene Webseitenbetreiber natürlich nicht bestrafen möchte, stellen wir in letzter Zeit vermehrt fest, dass gerade Google Webmaster Tools Meldungen meist nicht mehr umgehend zu einem Penalty führen, sondern mehr einer Warnung gleichkommen, so dass Zeit bleibt, die Situation zu bereinigen.